Bericht aus der Bürgerwerkstatt zum Bauprojekt „Bahnhofsquartier am Schlangenhorst“

Am 17.10.2022 fand im Vereinsheim des VfL Nauen eine moderierte Bürgerbeteiligung zur geplanten Bebauung zwischen Ludwig-Jahn-Straße und der Straße am Schlangenhorst statt. Es waren viele Bürgerinnen und Bürger anwesend und stellten ihre Fragen. Auch mit Kritik wurde nicht gespart.

Der Investor erläuterte zunächst den aktuellen Planungsstand und das weitere Vorhaben. Angedacht sind mehrere Gebäude mit unterschiedlichen Geschosshöhen von zwei bis fünf Geschossen. Das Baufeld hat insgesamt die Besonderheit, dass es an der einen Seite an das Gelände von Havelbus angrenzt und auf der anderen Seite ein GaLa-Baubetrieb seine Liegenschaft hat. Da die Busse bereits sehr früh am Morgen „warmlaufen“, plant der Investor, das zukünftige Wohngebiet durch ein Parkhaus und ein gewerblich genutztes Gebäude von diesem Lärm abzuschirmen.

Die Bedenken von Seiten der Bürgerinnen und Bürger gingen dabei weniger in Richtung des Investors als vielmehr in Richtung der Stadt Nauen. Es wurde gefragt, ob die geschätzten zusätzlichen 500 Autos überhaupt von der Graf-Arco-Straße aufgenommen werden können. Insbesondere da viele Linksabbieger in die Innenstadt aus der Ludwig-Jahn-Straße und dem Schlangenhorst zu erwarten sind. Bei diesem Thema muss unstrittig noch einmal nachgesteuert werden. Wir werden dazu im Bauausschuss diskutieren und Lösungen suchen. Ein weiterer Punkt der Bedenken verursachte, waren die fehlenden Kita- und Schulplätze in der Stadt. Denn mit weiteren neuen Einwohner wird sich die Lage in den Einrichtungen aus Sicht der Bürger natürlich nicht entspannen.

Als Fraktion WIR FÜR NAUEN haben wir uns hier bereits frühzeitig für eine Kita in diesem neuen Wohnquartier eingesetzt [*]. Auch der Investor war zum Bau der Kita auf seine Kosten bereit. Es scheiterte seinerzeit allerdings am Willen des Bürgermeisters und seiner Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung. Auch hier werden wir weiter Druck machen und uns für eine wohnortnahe Kitaversorgung in der gesamten Stadt einsetzen.

Überhaupt ließ sich gestern im Laufe der Diskussion feststellen, dass die Sorgen der Menschen vor allem in die Richtung gingen, dass die Stadt die mit dem Wachstum einhergehenden „Hausaufgaben“ nicht erledigt. Diese Auffassung teilen wir. Daran kann jedoch weder dieser Investor noch andere Investoren etwas Grundlegendes ändern. Hier ist und bleibt die Stadt selbst in der Pflicht.

Es wurden auch Wünsche an den Investor geäußert, die eine Akzeptanz in der Bevölkerung mit Sicherheit erhöhen würden. Die Vorschläge reichten vom Bau der erwähnten Kita über die Nutzbarmachung des Bürgerparks in der Ludwig-Jahn-Straße bis hin zur Schaffung von sozial vergünstigtem Wohnraum, betreutem Wohnen oder Senioren-WGs. Diese Wünsche können wir nicht nur verstehen, sondern haben einige davon bereits vorher als Anträge in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht. Leider wurde sowohl unser Antrag zum Bürgerpark [*] als auch der Antrag zur Schaffung von sozialverträglichem Wohnraum [*] vom Bürgermeister und den anderen Fraktionen mehrheitlich abgelehnt.

Natürlich gab es auch Kritik an der Höhe der geplanten Gebäude und der aus Sicht der Bevölkerung dichten Bebauung. Aus unserer Perspektive wollen wir aber so ehrlich sein, dass wir diese Bedenken nicht vollständig teilen. Die Lage des Quartiers fußläufig zum Bahnhof, der hohe Wachstumsdruck in unserer Stadt und die gesetzliche Verpflichtung zur Schließung von Baulücken im Innenbereich legen eine Bebauung in größerem Umfang nahe. Klar ist, dass das für die Bevölkerung vor Ort Veränderungen bedeutet. Es bieten sich aber auch Chancen, die Wohnqualität für alle Bewohner, alt und neu, zu verbessern. Klar ist für uns aber auch, dass ein solches Wohngebiet nicht zu einem Verkehrsinfarkt vor Ort führen darf.

Nur wenn aus unserer Sicht die Vorteile für die Bevölkerung überwiegen, so werden wir dem Projekt am Ende zustimmen. Die Idee des Investors, ein Projekt dieser Größe mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort zu diskutieren begrüßen wir sehr, denn im Rahmen der Diskussion konnten wir für unsere weitere Arbeit viele gute Vorschläge mitnehmen. Diese werden wir mit Nachdruck in die weiteren Beratungen einbringen.

Robert Borchert